Papua / Irian Jaya - Die Stämme des Baliem-Tals

Im Land der Dani

Siedlungen und Lebensweise der Dani

Waren die Dani früher kriegerisch eingestellt, so sind sie heute eher freundlich, zumal auch sie vom Tourismus profitieren und der Besuch von weitgereisten Gästen für sie eine Wertschätzung darstellt, die sie von den eingewanderten Indonesiern oft nicht erfahren. Ihre nahezu kindliche Freude an vielen Dingen ihres Lebens, aber auch ihr Stolz über die Aufmerksamkeit, die ihnen entgegengebracht wird, hat etwas Rührendes.

Die Dani-Siedlungen erkennt man an ihren Palisadenzäunen und den Rundhäuser. Ihr Leben in der Gemeinschaft ist trotz ihrer Polygamie sehr sozial organisiert. Der Mann muss jeder seiner Frauen eine eigene Hütte bauen und ihr ein Feld anlegen. In den Hütten speziell für die Männer werden die Probleme des Stammes, der Familien und des Alltags besprochen sowie die Söhne in die Runde aufgenommen. Die Familienhütte wiederum ist der Ort für die ganze Familie.

Nahrung und Schweinekult

In den gepflegten Gärten der Dani bauen sie ihre Lebensmittel selber an, dazu gehören vor allem Süßkartoffeln und Maniok, aber auch Bananen und Yams.
Eine besondere Stellung nehmen ihre Schweine ein. Sie leben als Haustiere mit und in der Familie. Ihre Schlachtung ist keine Alltagshandlung, sondern ein religiöser Höhepunkt. Bei diesem Schweinefest werden Hochzeiten geschlossen und andere traditionelle Festriten zelebriert. Im langen Kochhaus bereitet jede Familie täglich ein Mahl aus den Früchten des Gartenbaus und den Erfolgen der Jagd.

Papua - Stämme des Baliem-Tals

Archaische Sitten

Natürlich gehören nicht alle archaischen Riten der Vergangenheit an. Stirbt ein naher Verwandter schlagen sich die Frauen vor Trauer einen Finger ab. Und zwar eigenhändig. Es kann passieren, dass man beim Händeschütteln nur eine Hand mit Stümpfen entgegengestreckt bekommt - nicht etwa verschämt, sondern mit Stolz.

Penisköcher

Der Penisköcher ist ein Kleidungsstück der einheimischen Männer, der Furore machte, da er für europäische Augen und Geschmäcker ungewöhnlich ist. Hier im Hochland ist er ein selbstverständlicher Anblick.
Dabei sind Penisköcher rund um den Erdball verbreitet. Man findet ihn bei den Aborigines in Australien, bei einigen Amazonasvölkern in Südamerika und bei Naturstämmen in Afrika.

Material und Funktion

Der Penisköcher, auch Penisfutteral oder in Westpapua Koteka genannt, ist ein konisch zulaufender Penisschutz, der heutzutage meist zu festlichen Anlässen getragen wird, in einigen Regionen Westpapuas aber auch im alltäglichen Leben.
Er besteht aus der langgestreckten Hülse eines Kürbisses oder aus dem Schnabelteil des Hornvogels, aber auch aus anderen natürlichen Materialien und kann je nach beabsichtigter Wirkung bis zu 40 cm lang sein. Der Köcher wird mit einer Schnur um die Hüfte befestigt.
Das Köchertragen ist eine tief verwurzelte und weit verbreitete Tradition. Einerseits bedecken die ansonsten oft nackten Papuamänner ihr Geschlecht damit, andererseits wird bei der Wahl der Köchergröße gehörig übertrieben, was durchaus als Imponiergehabe gewertet werden kann. Außerdem lassen sich anhand von Form und Farbe des Köchers die Träger ihren Stämmen zuordnen. Aber im Grunde ist er wie das normale dekorative Kleidungsstück einer anderen Kultur.

Verbote gegen den Penisköcher

Jakarta versuchte im Jahre 2008 gegen das Tragen der Penisköcher vorzugehen. Die Vorbehalte gingen bis zu Pornografie-Vorwürfen und der Gefährdung der öffentlichen Ordnung.

Das zentrale Hochland ist ein Kerngebiet der Opposition gegen die indonesische Regierung in Jakarta. Betrachtet man deren Restriktionen gegen Jahrtausende alte Bräuche, ist dies mehr als verständlich. Die westlich gelegenen indonesischen Landesteile sind vorwiegend muslimisch geprägt und folgen gänzlich anderen und weitaus strengeren Moralvorstellungen. Bereits in den 1970er Jahren wurde ein Verbot forciert, welches komplett sein Ziel verfehlte. Auch 2008 wurde wieder ein Anti-Pornographie-Gesetz beschlossen, welches namentlich dem Tragen des Penisköchers mit Strafen begegnen wollte. Es bleibt unwahrscheinlich, dass sich solche Restriktionen gegen eine uralte Tradition durchsetzen. Zumal der Penisköcher durch Fotos und Filme zum „extravaganten“, fast kulthaften Markenzeichen der Papua geworden ist.

Andere Stämme des Baliem-Tals

In den abgeschiedenen Regenwaldgebieten Westpapuas werden noch "unkontaktierte" Stämme vermutet, welche mit den „Segnungen der Zivilisation“ nur sehr wenig oder noch gar nicht in Berührung gekommen sind. Eine grobe Unterscheidung der etwa 300 unterschiedlichen einheimischen Gruppen in Westpapua kann zwischen Stämmen des Tieflands und des Hochland-Stämmen gemacht werden.
Gerade im Baliem-Tal leben etliche Stämme. Neben der größten Gruppe der oben genannten Dani, werden hier die Stämme der Yali, Lani und Fayu näher beschrieben, welche die beeindruckende Vielfalt dieses faszinierenden Landes erkennen lassen.

Der Stamm der Lani

Die Lani leben im Südosten von Wamena in direkter Nachbarschaft zu den Dani. Ihre Zahl wurde 1980 auf die beeindruckende Zahl von 200.000 Mitgliedern geschätzt. Nachdem das Baliem-Tal 1938 entdeckt wurde und der Anflug über Wamena heutzutage ohne weiteres möglich ist, leben auch die Lani nicht mehr in völliger Abgeschiedenheit. Trotz des Einbruchs der Moderne in ihre Welt blieben sie in vielem ihrer traditionellen Lebensweise treu. Die Männer tragen den beliebten Penisköcher, sind oft mit Haarnetzen anzutreffen und schmücken sich mit Vogelfedern.

Der Stamm der Yali

Die Yali leben im Osten des Baliem-Tals. Ihr Name heißt in der Sprache der Dani einfach „östliche Nachbarn“. Sie wurden 1991 auf etwa 15.000 Menschen geschätzt. Wie die meisten Papua aus den Bergen werden sie nicht viel größer als 1,50 Meter.
Ihr Siedlungsgebiet ist im dichten Dschungel nur über schmale Waldpfade oder über den Luftweg zu erreichen. Dadurch sind ihre Kontakte zur Außenwelt bisher begrenzt geblieben.
Diese Abgeschiedenheit wurde im vergangenen Jahrhundert vor allem durch Missionare überwunden, welche die Yali noch als Kannibalen kennenlernten. Den Missionaren gelang die Abkehr von ihren archaischsten Riten und damit die Beendigung von kriegerischen Handlungen zwischen den Dörfern. Der Stamm gilt heute als christlich.

Wohnen, Kleidung und Ernährung

Ihre Häuser stehen auf Pfählen, auch hier haben Männer und Frauen ihre eigenen Hütten. Die Männer tragen traditionell den Penisköcher, die Frauen die im Hochland üblichen Schilfröcke. Doch auch hier hat die Zivilisation inzwischen mit Jeans und T-Shirt Einzug gehalten. Das Hauptnahrungsmittel sind Südkartoffeln, die Schweine sind das hochgeschätzte Festmahl bei großen Anlässen.

Das Volk der Fayu

Das Volk der Fayu lebt nördlich des zentralen Hochlandes im Mamberamobecken. Das Volk unterteilt sich in vier Stämme, die sich allerdings Ende des 20.Jahrhunderts ständig bekriegten und sich tatsächlich bis auf etwa 400 Fayu selbst dezimierten. Von dieser bestürzenden Zahl haben sie sich in den vergangenen Jahren wieder auf etwa 1.500 Stammesangehörige erholt. Die Fayu sind Sammler und Jäger, nutzen dafür Speer, Pfeil und Bogen und verzichten weitestgehend auf Landwirtschaft.